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23. August 2024
Thomas Gröne im Gespräch

20 Jahre Vorstand:
Ein persönlicher Rückblick auf Veränderung und Beständigkeit

Steht ein auffälliger, azurblauer Jeep vor dem Firmengebäude der SCHULTHEISS Wohnbau AG, weiß man: Er ist da. Seit 1996 prägt Thomas Gröne als Architekt und seit 2004 als Technischer Vorstand die Entwicklung unseres Unternehmens. Dabei ist er mehr als nur ein Gesicht im Vorstand. Thomas Gröne ist leidenschaftlicher Football-Fan, passionierter Golfer, Familienmensch, Hundeliebhaber und vor allem ein baubegeisterter Fachmann, der sowohl Zeuge als auch Gestalter der Unternehmensgeschichte ist. In einem offenen Gespräch erzählt er von seinen persönlichen Erfahrungen in der Baubranche und gewährt Einblicke in sein ganz privates Leben.

 

Herr Gröne, Sie haben die Entwicklung des Unternehmens von Anfang an aus nächster Nähe miterlebt. Was ist im Unternehmen über die Jahre konstant geblieben, und welche Veränderung ist für Sie die prägnanteste?

 

Thomas Gröne: Die größte Konstante sind für mich tatsächlich die Menschen, die mit mir zum Teil seit Jahrzehnten im Unternehmen zusammenarbeiten. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die kenne ich seit über 25 Jahren – gemeinsam sind wir sozusagen „groß“ geworden. Dieses starke Gemeinschaftsgefühl ist fester Bestandteil unserer DNA und prägt die gesamte Unternehmenskultur. Die deutlichste Veränderung ist mit unserem Wachstum einhergegangen. Der Unterschied zwischen einem Unternehmen mit damals zehn und heute 100 Mitarbeitenden ist natürlich enorm. Die „alten Hasen“ greifen auf einen großen Erfahrungsschatz zurück, junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen neue Impulse in die bestehende Routine. Beides muss zusammengebracht werden, beides ist für uns wichtig. Dieser Veränderungsprozess hat auch neue Herausforderungen mit sich gebracht, insbesondere im Bereich der internen Kommunikation. Daran arbeiten wir kontinuierlich.


Seit Ihrem Start bei SCHULTHEISS hat sich viel verändert. Können Sie beschreiben, wie ein typisches Bauvorhaben aussah, als Sie begannen, und wie sich das Bild der SCHULTHEISS-Immobilie bis heute gewandelt hat?

 

Thomas Gröne: In den 90er Jahren waren unsere Gebäude noch deutlich verspielter – wir haben intern vom „Zuckerbäcker-Stil“ gesprochen. Architekt war damals Klaus Herbert. Sein Gestaltungsansatz war bei Behörden und anderen Architekten nicht unbedingt populär, ganz anders sah das allerdings bei unseren Kundinnen und Kunden aus. Die etwas verspielten architektonischen Elemente haben Emotionen geweckt, und das kam einfach gut an. 


Anfang der 2000er Jahre ging es dann über zu eher klareren Formen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Wohnquartier in der Hallerstraße in Nürnberg St. Johannis, das in etwa zu dieser Zeit vom Architekten Stößlein entworfen wurde. Sein Entwurf fand auch bei den Behörden großen Zuspruch. Ein Bauvorhaben von 2001, an das ich immer mal wieder gerne denke, ist ein Wohnhaus in der Fürther Kutzerstraße. Es hat einen besonderen architektonischen Eigensinn, der mir auch nach knapp einem Vierteljahrhundert noch gefällt. Mittlerweile ist unsere Architektur sehr geradlinig, zum Teil ergibt sich das auch aus Vorschriften und Auflagen. Auch die Themen Nachhaltigkeit und Freiflächenplanung spielen eine größere Rolle. Dachbegrünung bei Flachdächern ist mittlerweile Standard, und auch Fassadenbegrünungen kommen immer häufiger zur Ausführung.

 

Mit der Erfahrung wächst die Gelassenheit — sagt man zumindest. Hat sich die Sichtweise auf Ihre Arbeit im Laufe der Jahre verändert?

 

Thomas Gröne: In den letzten drei Jahren bin ich definitiv gelassener geworden. Das hat viel damit zu tun, dass ich mir bewusst gemacht habe, was eigentlich alles um mich herum passiert – nicht nur privat, sondern weltweit. Wenn man sich die vielen Kriege und Konflikte ansieht, die überall auf der Welt stattfinden, relativieren sich die alltäglichen Probleme. Es wird einem sehr klar, dass man auf viele dieser globalen Ereignisse keinen Einfluss hat. Umso wichtiger ist es mir, dass die „kleine Welt“ um mich herum stabil und in Ordnung bleibt. Dinge, die für mich früher vielleicht mal als ziemliche Aufreger galten, erscheinen mir heute im großen Zusammenhang nicht mehr so bedeutend.

 
Nähe zum Team wird bei Ihnen großgeschrieben. Wie hat sich Ihr Verhältnis zu Ihren Kolleginnen und Kollegen über die Jahre entwickelt und wie beeinflusst das Ihre Arbeit im Vorstand?

Thomas Gröne: Es ist natürlich ein bisschen anders als früher, als ich noch Planungsleiter war. Damals war die Beziehung zu den Kolleginnen und Kollegen enger und weniger formell. Ein Wegbegleiter sagte mir, als ich Vorstand wurde, dass ich nun aufpassen müsse, weil ich bisher sehr nah an meinen Team­kollegen dran war und jetzt als Vorstand einen gewissen Abstand wahren sollte. Das ist wirklich eine tägliche Herausforderung für mich. Wenn man als Vorstand neu in ein Unternehmen kommt, nehmen die Mitarbeitenden einen anders wahr, aber hier sind es die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich jahrelang zusammengearbeitet habe. Ihnen gegenüber muss ich jetzt manchmal auch unangenehme Entscheidungen vertreten oder Dinge sagen, die aus Sicht der Firma notwendig sind. Ich hoffe, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das verstehen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Trotzdem liegt mir der enge Kontakt zum Team sehr am Herzen, und ich bemühe mich, diesen Balanceakt täglich zu meistern. Auch die neuen Mitarbeitenden
sind unglaublich wichtig. Sie nehmen mich zwar, anders als die langjährigen Kolleginnen und Kollegen, zunächst noch deutlich mehr als „Vorstand“ und weniger als „Thomas“ wahr, aber es ist mir genauso ein Anliegen, auch zu ihnen eine gute 
Beziehung aufzubauen. Das „Du“ biete ich jedem aus dem Team früher oder später sowieso an – ich finde, diese Nähe zueinander zeichnet uns noch genauso aus wie vor 25 Jahren.

 

Der Visionär John Cage sagte einmal, dass er nicht versteht, warum Menschen Angst vor neuen Ideen haben. Er habe eher Angst vor alten Ideen. Wie steht es nach fast 30 Jahren im Geschäft um Ihre Neugier auf Neues?

Thomas Gröne: Den Drang hätte ich auf jeden Fall, aktuell bin ich allerdings sehr mit der Gegenwart beschäftigt, getrieben von vielen neuen Vorschriften und gesetzlichen Regelungen. Es ist eine Herausforderung, all diese Anforderungen umzusetzen. Wenn ich in die Zukunft blicke, beschäftigt mich die Frage, wie wir junge Leute fördern und den Nachwuchs aufbauen können. Gerade in der aktuellen Phase, die für die Baubranche nicht unbedingt rosig ist, ist es besonders wichtig, dafür ein solides Konzept zu entwickeln. Meine Neugier auf Neues ist aber definitiv noch vorhanden. Wir sind gerade dabei, ein neues Managementsystem zu implementieren – ich finde es sehr spannend, aus alten Strukturen auszubrechen und einen Schritt nach vorne zu machen.

 

Angesichts zunehmender Digitalisierung und technologischer Fortschritte, welche Innovationen oder Trends halten Sie für entscheidend für die Zukunft des Bauens?

Thomas Gröne: In Sachen Fortschritt und Digitalisierung wird uns bestimmt nicht langweilig! Derzeit stehen auf unserer Agenda die Neustrukturierung unserer Datenbank, das Dokumentenmanagement und, brandaktuell, der schrittweise Aufbau eines Lean-Management-Systems. Natürlich beobachten wir auch die Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz mit großer Spannung. Ich habe bereits KI-Anwendungen gesehen, die erstaunliche 3D-Modelle erstellen. Man bestimmt, wie ein Gebäude aussehen soll und in welchen Abmaßen, und die KI liefert absolut beeindruckende Ergebnisse. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das weiterentwickelt. Ich bin der Meinung, dass wir vor der Technik nicht weglaufen können. Wir werden sie nicht verhindern, wir müssen mit ihr leben und das Beste daraus machen. Es ist eine Herausforderung, aber auch eine große Chance, die wir aktiv nutzen sollten, um unsere Arbeit voranzubringen.
 

 

Baupolitik in Deutschland — Ihre Meinung?

Thomas Gröne: Mit einem Wort: eine Katastrophe. Die Anforderungen und Auflagen sind oft zu komplex und überfordern sowohl Bauherren als auch Firmen. Die Ampel-Koalition will zwar mit diversen Änderungen das Bauen vereinfachen – allerdings halte ich das für reines Wunschdenken. Ich habe noch nie erlebt, dass technische Regelwerke zurückgenommen wurden, um das Bauen einfacher zu machen. Mit der Einführung der neuen Bayerischen Bauordnung sollten die Prüf- und Genehmigungs­verfahren weniger aufwendig werden. Das Gegenteil ist passiert. Die Regierung muss die Realität anerkennen. Die aktuellen Krisen in der Baubranche sind beispiellos. Gestiegene Zinsen,
Materialknappheit und gestörte Lieferketten erhöhen die Preise und Kosten, die letztlich die Kunden tragen müssen. Dem müssen wir uns stellen. Wir brauchen gezielte Förderprogramme und pragmatische Lösungen, um das Bauen wieder bezahlbarer zu machen.

 

Welchen Rat würden Sie jungen Architekten geben, die gerade ihre Karriere beginnen?

Thomas Gröne: Starte deine Karriere in einem Architektur­büro. Es ist wichtig, an Wettbewerben teilzunehmen und verschiedene Aspekte des Berufs kennenzulernen. Finde deine Vorlieben – sei es Wohnungsbau, Gewerbe oder ein anderes Gebiet – und entwickle dich dann in diesem Bereich weiter. Mein Rat ist, in jungen Jahren überall reinzuschauen und so viel wie möglich mitzunehmen. Außerdem sollte man sich von Anfang an mit den zahlreichen Vorschriften vertraut machen.

 

Sie leben in Erlangen-Kosbach. Wie beeinflusst Ihr Zuhause Sie persönlich und in Ihrer professionellen Rolle?

Thomas Gröne: Kosbach ist klein und beschaulich, aber wir haben alles, was es zum Glücklichsein braucht – zwei Restaurants, eine Autowerkstatt und ein paar Bauernhöfe. Der kleine Bauernladen um die Ecke hat fast alles, was man benötigt – Eier, frische Milch, Gemüse – das ist wirklich praktisch.
Kosbach ist von Karpfenteichen umgeben. Bei Sonnenuntergang ein Foto mit der Kapelle und dem Weiher zu machen, geht glatt als Urlaubsbild durch. Einer meiner Lieblingsplätze ist der Kosbacher Altar im Mönauer Forst, ein keltisches Grabhügelfeld aus der Eisenzeit. Dort halte ich gerne mal einen Moment inne und genieße die Ruhe. Beim Laufen mit meinem Hund bekomme ich den Kopf frei, was sich natürlich auch positiv auf meine Arbeit auswirkt. Kosbach ist mein Rückzugsort, und ich würde es um nichts in der Welt eintauschen.

 

Gibt es ein persönliches Lebensmotto, das Sie leitet?

Thomas Gröne: Weniger ein Motto als vielmehr eine Erkenntnis: Man ist nur einmal auf dieser Welt, und daraus sollte man das Beste machen – für sich selbst und für die Menschen um einen herum. Diese Menschenfeindlichkeit und Gehässigkeit, die man heutzutage sieht, macht mir tatsächlich Sorge. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie – das finde ich alles absolut unerträglich. Auch wie sehr die AfD und der Rechtspopulismus in Deutschland auf dem Vormarsch sind, besorgt mich sehr. Vielfalt ist wichtig und gehört dazu. 

 

Worüber sinnieren Sie, wenn Sie allein im Auto unterwegs sind und welche Musik begleitet Sie dabei?

Thomas Gröne: Musik im Auto ist tatsächlich ein Muss bei mir – sobald ich einsteige, kann ich abschalten. Meine Playlists heißen „Hard-Rock-Metal“ und „Übler Krach“ – und, ja, der Name ist Programm. E-Gitarre gehört bei mir einfach dazu, das war schon immer so. Das Schöne am Metal ist, dass es eine friedliche Musikrichtung ist. Bei Metal-Konzerten gibt es kaum Ausraster oder Gewalt, die Leute fühlen sich wirklich miteinander verbunden. Vor ein paar Jahren gab‘s eine Studie, die gezeigt hat, dass die Metalheads der Achtziger nicht nur die glücklichste Jugend hatten, sondern auch heute gut im Leben stehen. Das kann ich so unterschreiben, ich bin der lebende Beweis!

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