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Grüne Ideen: Nachhaltigkeit in der Landschaftsarchitektur

Interview mit Thomas Lutz, Landschaftsarchitekt bei der SCHULTHEISS Wohnbau AG

Dipl.-Ing. (FH) Lutz Thomas gehört zum Team der Garten- und Landschaftsplanung bei der SCHULTHEISS Wohnbau AG. Bei jedem Bauvorhaben behalten er und sein Mitstreiter Thomas Glöckel die gestalterischen wie ökologischen Aspekte im Blick. Im Interview spricht Lutz Thomas über seine Aufgaben, seine grundsätzliche Haltung zur Landschaftsarchitektur und das Thema der Stunde: Nachhaltigkeit.

 
Lutz, du bist seit 17 Jahren bei der SCHULTHEISS Wohnbau AG für die Garten- und Landschaftsplanung zuständig. Wie bist du zur Landschaftsarchitektur gekommen?

Lutz Thomas: Das lässt sich recht einfach beantworten: Ich habe mich schon immer für Pflanzen interessiert und bin gerne draußen. 

Wann kommt die Garten- und Landschaftsplanung bei einem Bauvorhaben bzw. der Planung ins Spiel?

Lutz Thomas: Garten- und Landschaftsplanung kommt oft schon sehr früh ins Spiel, wenn beispielsweise umfangreicher Baumbestand auf dem Grundstück vorhanden ist oder mögliche Artenschutzbelange untersucht werden müssen, etwa für Vögel oder Fledermäuse. Letzteres nimmt viel Zeit in Anspruch und muss daher frühzeitig berücksichtigt werden. 

Was macht für dich ein professionell gestaltetes Gelände aus?

Lutz Thomas: Die Planung der Gärten muss einerseits viele Anforderungen erfüllen, andererseits dem Kunden möglichst viele Gestaltungsmöglichkeiten offen lassen. Wichtig sind auch die Anpassungen an den angrenzenden Bestand und die Gestaltung von Höhenunterschieden, falls die Nachbargrundstücke höher oder tiefer anschließen. Dies muss in allen Plänen, besonders im Notarplan des Kunden, eingezeichnet sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Die Anforderungen an die Außenanlagen werden immer höher — es müssen beispielsweise Sichtschutz, Ersatzpflanzungen, Flächen für die Versickerung, Sicherungsmaßnahmen gegen Überflutungen sowie Maßnahmen für den Artenschutz berücksichtigt werden. Dazu kommen weitere Aspekte in Bezug auf Barrierefreiheit, Spielplatz, Müll- und Fahrradhäuser und, wenn der Platz reicht, auch für Urban Gardening. Und natürlich die Planungen bezüglich der Stellplätze, der Zufahrt zur Tiefgarage und bei höheren Gebäuden der Flächen für die Feuerwehr.

Im Idealfall bilden Freiflächen zusammen mit dem Gebäude eine Einheit. Hast du schon während des Entwurfs ein Bild des fertigen Projekts vor Augen?

Lutz Thomas: Ein fertiges Bild eher nicht, da wie eben beschrieben eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen berücksichtigt werden muss. Eine einheitliche Linie soll aber natürlich trotzdem sichtbar sein. 

Wie in allen Bereichen spielt auch bei der Landschaftsarchitektur das Thema Nachhaltigkeit eine zunehmende Rolle. Was bedeutet das in der Praxis?

Lutz Thomas: Wir verwenden kein Tropenholz und keine torfhaltigen Produkte, verzichten auf mineralische Dünger und natürlich auf Pestizide. Das Niederschlagswasser wird weitmöglichst auf dem Grundstück zurückgehalten und wieder dem Grundwasser zugeführt. Baumbestand wird erhalten, wo immer es geht. Es werden Nistmöglichkeiten für Fledermäuse und Gebäudebrüter geschaffen, auch ohne behördliche Auflagen. Bei Pflanzungen wird der Schwerpunkt auf einheimische Gehölze gelegt, die Tieren eine Lebensgrundlage bieten. Bei der Auswahl der Pflanzen und Saatmischungen wird auf Hitze- und Trockenheitsverträglichkeit geachtet, es werden Klimabäume wie die Silberlinde oder die Blumenesche gepflanzt. Auch Obstbäume, Beerensträucher und Küchenkräuter kommen immer öfter zum Einsatz. Statt Rasen werden im Gemeinschaftseigentum zunehmend Blumenwiesen mit einem hohen insektenfreundlichen Kräuteranteil verwendet. Bei Pflasterherstellern und anderen Lieferanten achten wir auf regionale Herkunft. Bei Pflasterflächen wird auf geringstmögliche Versiegelung geachtet und zunehmend mit Pflaster mit Rasen- oder Dränfugen gearbeitet. Dachbegrünung bei Flachdächern ist mittlerweile Standard, auch Fassadenbegrünungen kommen immer häufiger zur Ausführung.

Baumbestand wird erhalten, wo immer es geht. Es werden Nistmöglichkeiten für Fledermäuse und Gebäudebrüter geschaffen, auch ohne behördliche Auflagen.


Leider wird allzu oft pauschal negativ über Bauträger geurteilt. Wir hatten schon einige Bauvorhaben, bei denen Grundstücke mit nahezu hundert Prozent Versiegelung nun große Grünflächen mit vielen Bäumen, Rasenflächen und Dachbegrünungen haben.


Du hast es bereits erwähnt — das Thema Artenschutz spielt im Planungs- und Genehmigungsverfahren eine große Rolle — wie sieht das Vorgehen im konkreten Fall aus?

Lutz Thomas: Gleich nach dem Grundstückskauf wird von einem Biologen untersucht, inwiefern Tiere wie Fledermäuse oder Brutvögel vom Bauvorhaben betroffen sein können. Ergeben sich Hinweise, wird die sogenannte spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) durchgeführt. Ergebnisse sind dann häufig vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen wie das Aufhängen von Ersatz-Nisthilfen noch vor dem Abbruch, sodass keine Unterbrechung der Wirkungskette entsteht. Gleich zu Planungsbeginn wird auch der Baumbestand untersucht. Bei zu erhaltenden Bäumen müssen die Vorgaben der Baumschutzverordnungen oder entsprechenden Regelwerke beachtet werden. Von Sachverständigen für Baumschutz wird untersucht, welchen Abstand das Gebäude bzw. die Baugrube mindestens von den Bäumen haben muss. Diese Maßnahmen müssen mit den Umweltämtern der Städte abgestimmt werden. Sollten Bäume krank und nicht mehr standsicher sein, bleibt manchmal nach fachlicher Beurteilung der Sachverständigen keine andere Möglichkeit als Fällung. Ersatzbäume werden dann auf dem Grundstück in ausreichender Zahl eingeplant, oft auch mehr Bäume als nötig. 

Der Klimawandel ist eine der großen Zukunftsaufgaben von Städten. Worin siehst du die größte Herausforderung?

Lutz Thomas: Die größte Herausforderung ist sicher das späte allgemeine Umdenken, die Folgen der Klimaveränderung sind vor allem in den Sommern immer deutlicher zu spüren. Maßnahmen wie das verstärkte Pflanzen von Straßenbäumen werden erst in einigen Jahren wirksam werden. 

Bauträger stehen immer mal wieder in der Kritik, wenn es um Belange von Natur und Landschaft im Rahmen von Bauvorhaben geht. Wie bewertest du das aus der Innenperspektive?

Lutz Thomas: Leider wird allzu oft pauschal negativ über Bauträger geurteilt. Wir hatten schon einige Bauvorhaben, bei denen Grundstücke mit nahezu hundert Prozent Versiegelung nun große Grünflächen mit vielen Bäumen, Rasenflächen und Dachbegrünungen haben. Wir setzen die Auflagen für Ersatzpflanzungen und artenschutzrechliche Maßnahmen konsequent um und schreiben dies in den Notarverträgen der Kunden fest. Auch die strikte Beachtung von Ausschlussfristen, wie zum Beispiel die für die Gehölzbeseitigung während der Vogelbrutzeit, ist für uns absolut selbstverständlich.

Lutz, abschließend noch eine persönliche Frage: Wie sehen die grünen Landschaften rund um dein privates Zuhause aus?

Lutz Thomas: Ich habe einen Naturgarten mit vielen einheimischen Gehölzen und Stauden, die pflegeleicht sind und vielen Tieren ein Zuhause bieten. Ich experimentiere gern mit Pflanzen und probiere neue Arten aus. Bambus, Koniferen oder Schottergärten mag ich nicht.

Ich experimentiere gern mit Pflanzen und probiere neue Arten aus. Bambus, Koniferen oder Schottergärten mag ich nicht.


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